95%-Studie

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95%-Studie

Die „95%-Studie“ ist ein wissenschaftlicher Bericht, der von Public Health England (PHE), einer Behörde des Britischen Gesundheitsministeriums, in Auftrag gegeben und im August 2015 veröffentlicht wurde (Originaltitel: E-cigarettes: an evidence update. A report commissioned by Public Health England). Es handelt sich um eine zusammenfassende Auswertung verschiedener Studien und Berichte, die sich u.a. mit dem Vergleich der gesundheitlichen Auswirkungen von E-Zigaretten und Tabak-Zigaretten befassen. Der Bericht stellt fest, die beste bisher durchgeführte Schätzung sei, dass E-Zigaretten zu 95% weniger schädlich seien als Tabak-Zigaretten. PHE leitet aus dem Bericht unter anderem ab, dass es für das Gesundheitssystem sinnvoll sein kann, Raucher zum Umschwenken auf die E-Zigarette zu ermutigen.

Autoren

McNeill A, Brose LS, Calder R, Hitchman SC vom Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience, National Addiction Centre, King’s College London,UK Centre for Tobacco & Alcohol Studies

Hajek, P, McRobbie H vom Wolfson Institute of Preventive Medicine, Barts und The London School of Medicine and Dentistry Queen Mary, University of London, UK Centre for Tobacco & Alcohol Studies

Beitrag zur Datenlage

Studien zu E-Zigaretten konnten in den ersten Jahren seit Erfindung und Vermarktung nur einzelne Bestandteile des Dampfes untersuchen anstelle der direkten gesundheitlichen Auswirkungen auf Konsumenten, da es noch nicht genug Menschen geben konnte, die über einen längeren Zeitraum E-Zigaretten nutzten. Aus diesen nur eingeschränkt auf die tatsächliche Situation anwendbaren Ergebnisse entstanden – trotz korrekter Formulierungen in den Forschungsberichten – Gerüchte über die größere Schädlichkeit von E-Zigaretten im Vergleich zu Tabak-Zigaretten. Die 95%-Studie gehörte zu den ersten Studien, die auf Daten über das Verhalten langjähriger KonsumentInnen zurückgreifen konnten. Zudem konnte sie die Behauptung der geringeren oder gleich großen Schädlichkeit von Tabak-Zigaretten widerlegen.

Inhalte und Ergebnisse

Die 95%-Studie untersuchte unter anderem folgenden Fragestellungen:

  • Welche Tendenzen gibt es in der Nutzung von E-Zigaretten und Tabak-Zigaretten?

Der Bericht weist darauf hin, dass in GB kein negativer Einfluss von E-Zigaretten auf den langfristigen Rückgang des Zigarettenkonsums zu erkennen sei. Zudem bestehe die Gruppe der erwachsenen E-Zigaretten-KonsumentInnen fast ausschließlich aus RaucherInnen oder Ex-RaucherInnen. Auch der Anteil an nichtrauchenden Jugendlichen, die nach dem Ausprobieren beim regelmäßigen Konsum von E-Zigaretten bleiben, sei verschwindend gering.

  • Welchen Zusammen gibt es zwischen dem Rauchen, E-Zigaretten und der Gesundheitsungleichheit zwischen verschiedenen sozialen Schichten?

Das Phänomen des Rauchens konzentriere sich laut Bericht zunehmend in benachteiligten Gruppen. Hier sei zudem der Grad der Abhängigkeit höher. Die durch das Rauchen verursachte Gesundheitsungleichheit könne reduziert werden, wenn RaucherInnen mit der geringer schädlichen Alternative der E-Zigarette zum Verzicht auf Zigaretten bewegt werden können.

  • Können E-Zigaretten der Rauchentwöhnung dienen?

Dem Bericht zufolge seien die wichtigsten Gründe für RaucherInnen, mit dem E-Zigarettenkonsum zu beginnen, die Reduzierung der gesundheitlichen Belastung durch das Rauchen und der Wunsch, komplett mit dem Rauchen aufzuhören. Der Bericht bestätigt, dass E-Zigaretten in der Lage seien, bei der Erreichung dieser Ziele zu helfen. E-Zigaretten regen zudem auch RaucherInnen, die keine Rauchentwöhnung anstreben, an, weniger Tabak-Zigaretten zu konsumieren.

  • Wie gut sind Erwachsene und Jugendliche über die Schädlichkeit von E- und Tabakzigaretten informiert?

Sowohl Jugendliche als auch Erwachsene nehmen im Großteil E-Zigaretten korrekterweise als weniger schädlich war, doch habe es in beiden Gruppen einen Anstieg der falschen Wahrnehmung gegeben, E-Zigaretten seien mindestens so gesundheitsschädlich wie Tabak-Zigaretten.

  • Welche Nikotinmenge wird an die KonsumentInnen von E-Zigaretten und die Raumluft abgegeben?

Die Etikettierung von Liquids in Bezug auf deren Nikotinmenge sei nicht besorgniserregend. In den Fällen von schlechter Etikettierung seien falsche Werte meist durch eine Unterschreitung der Werte zustande gekommen. Zudem habe der Nikotingehalt vom Liquid einen geringeren Einfluss auf den Nikotingehalt des Dampfes als die Art der Nutzung der E-Zigarette. Die Nikotinabgabe in die Raumluft sei ebenfalls unbedenklich. Die Geschwindigkeit der Aufnahme von Nikotin durch die KonsumentInnen liege zwischen dem Niveau von oralen Nikotinersatztherapien und von Tabakzigaretten. Ein Risiko der Nikotinvergiftung durch eine ordnungsgemäße Nutzung von E-Zigaretten sei nicht gegeben.

  • Wie sicher ist der Konsum von E-Zigaretten?

Der Bericht betont, dass E-Zigaretten zu 95% weniger schädlich seien als Tabak-Zigaretten. Zwei gegenteilige Medienberichte seien falsche Interpretationen von Forschungsergebnissen: 1. Formaldehyd werde zwar bei einer Überhitzung von Liquids freigegeben, aber die Ungenießbarkeit des enstprechenden Dampfes verhindere, dass KonsumentInnen mit Formaldehyd belastet werden. 2. Die mit hohen Dosen Nikotin vergifteten Mäuse, die nach Stress und Gewichtsverlust an Infektionen starben, seien ebenfalls nicht mit NutzerInnen von E-Zigaretten vergleichbar. Beide Studien haben keinen Einfluss auf die Erkenntnis, dass E-Zigaretten zwar nicht als gesund, wohl aber als zu 95% weniger schädlich als Tabak-Zigaretten bezeichnet werden können. Die Risiken, die von einem falschen Gebrauch der elektrischen Zigaretten oder der Liquids ausgehen, seien nicht höher als die Risiken anderer elektrischer Geräte und potenziell giftiger Substanzen im Haushalt.



Treppenwitz

Das aktuelle „Gesetz über Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeugnisse“ verbietet es Händlern und Herstellern von E-Zigaretten, auf ihren Produkten auf die Ergebnisse der Studie hinzuweisen:

§18 TabakerzG […] Es ist verboten, Tabakerzeugnisse unter Verwendung irreführender werblicher Informationen auf Packungen, Außenverpackungen oder auf dem Tabakerzeugnis selbst in den Verkehr zu bringen. Eine Irreführung liegt insbesondere dann vor, […] wenn der Eindruck erweckt wird, dass ein Tabakerzeugnis weniger schädlich als andere sei oder auf die Reduzierung schädlicher Bestandteile des Rauchs abziele […]

Links zur Studie

E-cigarettes: an evidence update. A report commissioned by Public Health England

Deutsche Übersetzung der 95%-Studie durch Elekcig


Verfasst von: Christina Becker